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Wie entsteht ein Werbeplakat? (Composing/3D-Rendering)

Fotograf / Bildbearbeitung / Werbeagentur aus Starnberg bei München

Dieses Plakat/Anzeige ist ein Composing aus einem 3D-Rendering / CGI und einigen speziell dafür produzierten Fotos.

Was war das Ziel und die Idee?

Es sollte ein Werbebild für eine adiabatische Luftkühlungsanlage werden. Die Zielgruppe waren Planer von Rechenzentren, welche auf die Kühlsysteme des Kunden aufmerksam werden sollten. Da adiabatische Luftkühlung wenig Energie benötigt und Rechenzentren oft viel Energie in die Kühlung stecken müssen, ist das eine interessante Lösung. Da gut gekühlte Computer im Allgemeinen besser arbeiten als sehr heiße, und der Lebenszyklus noch dazu länger ist, entstand der Slogan „Cool data run better“. Das Bild sollte mit einem Augenzwinkern visualisieren, dass es von Vorteil ist, wenn die „Daten“ gut gekühlt sind. So entstand die Idee, die Daten in Form von kleinen Männchen/Personen darzustellen und sie auf Patchkabeln zwischen den Rechnern eines Rechenzentrums laufen zu lassen. Die kühlen Daten sind dabei schnell und flitzen über das Kabel, während die heißen Daten sich sichtbar schwertun und dabei schwitzen und kriechen. Um zu verdeutlichen, dass es sich bei den Männchen um Daten handelt, hat jedes eine 0 oder eine 1 auf dem Trikot, denn Daten werden in der Regel mit dem Binärsystem verarbeitet.

Wie wurde das Fotoshooting geplant und die Skizze gemacht?

Skizze Composing Bildbearbeitung Shooting Plan

Nach der Idee kommt die Planung. Bei einem so aufwändigen Projekt ist eine gute Skizze unbedingt nötig. Damit alle Beteiligten eine grobe Vorstellung vom Endergebnis haben und damit alle Schritte und Komponenten klar sind. So wurden die Kabel im 3D Programm grob gerendert und der Rest aus Stockmaterial im Bildbearbeitungsprogramm / Photoshop zusammengebaut. Für das Fotoshooting wurden dann noch extra Trikots mit Nullen und Einsen bedruckt.

Wie entstand das 3D-Rendering?

3D Rendering MakingOf Model CGI

Die Blöcke, die ihr in diesem Bild seht, waren nur Platzhalter für die Serverracks, die später noch gebaut wurden.
Da das 3D-Rendering die Umgebung und die Perspektive vorgibt, ist es mit der wichtigste Teil des Bildes und daher wurde damit nach der Planung als Erstes begonnen. Für das Fotoshooting, welches zwischendrin stattfand, musste es noch nicht ganz fertig sein, aber ein paar Entscheidungen mussten damit schon feststehen.
Bei solchen CGI Bildern wird die Realität / Physik nachgebaut und deshalb sind dafür viele Arbeitsschritte erforderlich, damit so ein Bild Fotorealistisch aussieht. Es wird zunächst mal die ganze Umgebung benötigt. Die muss gebaut werden. Dann kommen die ganzen Gegenstände hinein, welche ebenfalls Fläche für Fläche / Punkt für Punkt gebaut werden müssen. Zum Glück benötigen wir nur die Oberflächen, die wir sehen möchten. Den Rest kann man weglassen. Die ganzen fertig herausmodellierten Objekte besitzen dann zunächst mal nur ein Standardmaterial. Danach benötigen sie noch ein Material, das sich mit dem Licht physikalisch korrekt verhält. Welches also z.B. reflektiert und die richtige Farbe abstrahlt, evtl. ist es auch etwas rauh oder durchsichtig. Da sind viele Parameter einzustellen. Vereinfacht gesagt ist die Prozedur so ähnlich, wie wenn ein Bildhauer eine Figur aus Ton herausmodelliert und sie später anmalt. Wenn die Szene dann fertig gefüllt ist, brauchen wir noch Lichter, die sich physikalisch korrekt oder zumindest glaubwürdig verhalten. Da auch ein CGI Bild letztlich aus – in dem Fall virtuellen – Photonen besteht, welche auf einen – virtuellen – Kamerasensor treffen, sind die Lichter besonders wichtig und auch maßgeblich für die Rechenleistung, die zum Rendern benötigt wird. Daher kann man hier viel optimieren und etwas trickreich arbeiten, um die Renderzeit im Zaum zu halten.
So ein Bild in Plakatgröße benötigt schon einige Details und so mussten selbst die Köpfe der Schrauben ausmodelliert sein. Selbst für eine starke Workstation würde das Rendern eines so großen Bildes zu lange dauern (einige Tage) und so wurde das Rendering an eine Renderfarm / Rechenzentrum (so schließt sich der Kreis 😉 ) ausgelagert.

Wie lief das Fotoshooting ab?

Für das Fotoshooting haben wir uns ein großes Fotostudio in München gemietet, damit genug Platz zum Laufen für die schnellen Datenmännchen ist. Ein sportliches Model genügte, denn die Daten unterscheiden sich ja nur durch 0 und 1. Dazu hatten wir noch eine Makeup-Artistin welche unser Model entsprechend seinem Zustand entweder eisig mit etwas Frost und Schnee oder warm und rot und verschwitzt aussehen ließ. Nach jedem gelungenen Schuss wurde das Model grob freigestellt und in die Skizze eingebaut, um zu überprüfen, ob die Perspektive und Haltung auch im Composing noch passen und es sich gut in die Serie einfügt. Da ist auch gutes Vorstellungsvermögen gefragt, denn unser Studio lässt sich ja nicht entsprechend den Anforderungen an die Perspektive drehen und kippen. Das müssen wir mit der Stellung des Models relativ zur Kamera lösen. Unser Männchen rennt ja mal auf die Kamera zu und dann wieder weg, gleichzeitig bergauf und bergab. Ein Männchen ist weiter oben, das andere eher in der Mitte. Beim Bergsteigen müssen sich auch die Füße abknicken. Daher der Topf am Boden. 😉
Bei solchen Shootings muss zusätzlich noch berücksichtigt werden, dass sich manche Stylingmaßnahmen nicht mehr (so schnell) rückgängig machen lassen. Zum Beispiel wenn die Haare voller Schnee sind, muss sich das Model die Haare waschen um wieder „normal“ auszusehen. Oder wenn das Trikot nass ist, muss es erst wieder trocknen. Das wollen wir vermeiden um die Zeit möglichst gut auszunutzen. Also fotografieren wir nicht einfach der Reihe nach „in Laufrichtung“, sondern von „leicht reversible Stylingmaßnahmen“ zu „irreversible Stylingmaßnahmen“. Auch muss bei im Composing aufeinander folgender Shots, die aber nicht hintereinander geschossen werden, darauf geachtet werden, dass das Model wieder ganauso aussieht wie vorher, damit die Fotos nachher gut zusammenpassen und nicht plötzlich ein Utensil fehlt oder die Haare statt nach Links auf einmal nach Rechts gekämmt sind. Fürs Licht gilt das natürlich ebenso. So sollten die Standpunkte und Einstellungen der Blitzköpfe genau dokumentiert sein. Und für diejenigen, die ganz genau hingeschaut haben: Die blauen Schuhe bei dem roten Trikot wurden nachher in der Bildbearbeitung rot umgefärbt. Es gab die Schuhe nicht in Rot. 😉

Wie wurde das Composing gemacht?

Nun da ich alle Bildelemente zusammen hatte, konnte ich sie auch zusammenfügen. Das Composing habe ich im Bildbearbeitungsprogramm Photoshop gemacht. Es mussten die Männchen, welche im Fotostudio vor weißem Hintergrund aufgenommen wurden, freigestellt werden und an die richtige Stelle im 3D-Rendering eingefügt werden. Die Farben aller Komponenten mussten aufeinander abgestimmt werden. Einige Details an den Männchen mussten noch angepasst werden. Dann bekamen sie auch noch Bewegungsunschärfe und kleine Schneewölkchen, die sie aufwirbeln. Die Eintrittspforten zu den Servern mussten gemalt werden und ein schöner Lensflare kam auch noch dazu, sozusagen als i-Tüpfelchen.

Am Ende kam das obige Plakat heraus, welches dem Kunden bei der Vermarktung seines Kühlsystems half und auf Messen und Anzeigen zum Einsatz kam.



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